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Analog oder Digital?

Digital? Muss denn alles verbastelt werden? Natürlich könnte man den Artikel recht kurz halten – schließlich ist das Motto dieses Blogs klar… Ich finde es lohnt sich zu untersuchen, ob analog oder digital besser ist und deshalb schauen wir uns die verschiedenen Aspekte mal an.

Die analoge Geschichte

Nun, mit analogen Motoren ging alles los. Wer dabei aber an einen Uhrwerkantrieb denkt, liegt ein wenig daneben…

1784 entwickelte ein englischer Ingenieur eine Dampf-Modelleisenbahn ohne Schienen. Wahrscheinlich gibt es unmotorisierte Spielzeugzüge, die geschoben werden müssen, seit der öffentlichen Nutzung der Eisenbahn.

1835 – zur Einführung des Adlers – waren in Deutschland Papiermodelle auf Schnittbögen erhältlich. In Kombination mit Zinnfiguren ein ganz passables Spielzeug.

1882 wurde das erste elektrische Modell vorgestellt. Interessant ist hier, dass das erste Modell mit Uhrwerk erst 1886 auftauchte – zumindest nachweisbar. Möglich wäre es schon in den 1850er Jahren gewesen.

Erst 1891 begann Märklin sein Sortiment nach Spurweiten zu ordnen: 0, 1, 2 und 3. Das erste „echte“ Modell (was Proportionen und Gestaltung betrifft) brachte aber der Hersteller Schönner 1900 auf den Markt.

1901 legte dann Märklin mit elektrisch steuerbaren Weichen nach. In den folgenden Jahren teilte sich der Markt unter verschiedenen Herstellern auf: Neben Märklin sind da eben noch Schönner, Bing, Bub, Trix und Fleischmann zu nennen.

Der Vollständigkeit halber: 1972 brachte Märklin „unsere“ Spur Z auf den Markt – bis 2008 die kleinste industriell produzierte und funktionale Modelleisenbahn der Welt.

Was heißt denn „analog“?

Die kurze Antwort: Alles, was nicht digital ist, ist analog. Die lange Antwort ist natürlich komplexer – es lassen sich viele analog-Segmente bilden, die verschiedene Facetten berücksichtigen können.

Interessant sind Segmente der analog-Geschichte vor allem für Sammler oder Museen, die sich auf einen Teilbereich konzentrieren möchten. Es gibt also schon mal nicht „das Eine“ analoge Modellbahnerlebnis.

Egal wie man analog im Einzelnen definiert: Etwas zu konservieren, vielleicht wieder in den Originalzustand zu versetzen (restaurieren) ist eine ehrenwerte Sache. So kann ein Original für nachfolgende Generationen bewahrt werden und ermöglicht das Nachvollziehen der Geschichte der Modelleisenbahnen.

Jeder, der mal ein Kind erlebt hat, wie es mit einer analogen Anlage gespielt hat, weiß, dass es damit nur so lange glücklich war, bis es das Nachfolgesystem in den Händen hatte. Ob bewahrte Geschichte also immer gerecht gewertschätzt wird, möchte ich bezweifeln.

Trotzdem geht von jeder original belassenen Anlage ein besonderer Charme aus, der durch Seltenheit noch an Wert gewinnt.

Bewahren oder Nutzen?

Natürlich hat jede Einstellung zu diesem Streitthema seine Daseinsberechtigung. Wenn mit den konservierten Originalen niemals jemand gespielt hätte, gäbe es jetzt keinen Grund sie zu bewahren.

Jeder sollte für sich beantworten, welcher Aspekt ihm am meisten zusagt: Denn etwas zu sammeln ist etwas ganz anderes, als es zu reparieren, weiterzuentwickeln oder damit zu spielen. Vielleicht ist die Bahn ja nur Beiwerk und es geht vielmehr um Landschaftsbau? Und genau diese Vielfalt schätzen wir doch ganz besonders an unserem Hobby.

Ich kaufe zum Beispiel am Liebsten gebrauchte Loks, die nicht mehr funktionstüchtig sind. Ich säubere sie, repariere sie und baue sie gleich digital um. Der schönste Moment ist für mich gekommen, wenn eine Lok vor mir auf dem Gleis steht, die aussieht wie neu und ihre Leuchten aufblenden. Wenn sie dann behutsam anfährt, beschleunigt und dann elegant in die erste Kurve einfährt freue ich mich jedes Mal wie ein kleines Kind. Ich bin bekennender Nutzer – kein Sammler, kein Museum.

Die Nachteile des analogen Betriebs

Das Prinzip einer analog betriebenen Modellbahn ist einfach: Die Schienen sind mit Gleichstrom belegt, der mit dem Trafo gesteuert wird. Wird der Trafo aufgedreht, fährt die Bahn schneller. Dreht man den Trafo unter 0 (bzw. wird die Polung gewechselt) fährt der Zug rückwärts.

Soweit so schön. Leider brennen auch die Glimmlampen nur so hell wie der Trafo aufgedreht ist. Und man kann mit einem Fahrregler (dem Trafo) auch nur eine Lok gleichzeitig steuern. Genauer gesagt einen Streckenabschnitt oder eine Strecke kontrollieren.

Möchte man mehrere Loks gleichzeitig auf einer analogen Anlage fahren lassen, geht das nur indem man Abschnitte galvanisch voneinander trennt. Jeder Abschnitt hat dann seinen eigenen Trafo bzw. Fahrregler oder Controller.

Es ist eine Kunst für sich eine Lok von einem Abschnitt in den nächsten einfahren zu lassen. Zumindest, wenn es elegant aussehen soll und ein Beobachter nicht erkennen kann, dass gerade der Streckenabschnitt gewechselt wurde.

Auch Signale und Weichen müssen manuell kontrolliert werden. Für besonders aufwendige Anlagen gilt das u.U. nicht: bestimmte Abläufe lassen sich natürlich auch analog automatisieren.

Je komplexer die Anlage, umso komplexer die Verkabelung. Gerade bei aufwendigen analog betriebenen Anlagen ist ein gutes Kabelmanagement das A und O – sonst wird die Fehlersuche zur Qual. Und Fehler schleichen sich schnell ein; gerade analoge Anlagen leiden unter hohem Materialverschleiß. Die Lebenszeit einer Glimmbirne ist um ein Vielfaches kürzer als die einer LED.

Die Vorteile des digitalen Betriebs

Jetzt machen wir dem Blogthema mal alle Ehre und feiern die Möglichkeiten, die eine digitalisierte Modelleisenbahn-Anlage bietet!

  • Man kann mit mehreren Loks gleichzeitig die Strecke befahren
  • Nicht nur Geschwindigkeit und Richtung können für jede Lok individuell festgelegt werden; auch die Beleuchtung kann umgeschaltet werden
  • Mit Sounddecodern können typengerechte Betriebsgeräusche abgespielt werden
  • Beschleunigung und Bremsverhalten lassen sich viel realistischer wiedergeben
  • Weichen können vollautomatisch zur Straßenbildung geschaltet werden
  • Signale können vollautomatisch zur jeweiligen Betriebssituation geschaltet werden
  • Über eine PC Steuerung können Beladung (gedrosselte Maximalgeschwindigkeit) und Fahrpläne abgefahren werden
  • Der Verkabelungsaufwand ist wesentlich geringer
  • Manuelle und automatische Steuerung können kombiniert werden

Die Liste könnte natürlich noch länger sein, aber bleiben wir beim Wesentlichen. Die Modellwelt, die digital abgebildet wird, kann viel näher an die Realvorlage kommen als es mit analogen Klimmzügen möglich wäre.

Es begeistert einfach, wenn eine miniaturisierte Lok elegant anfährt, die Lichter bei Richtungswechseln automatisch umschalten, Weichen klicken und Signale die Weichenstellungen anzeigen.

Als Gratisfunktion bekommt man mit einem Digitalsystem noch eine Verwaltung für das ganze Rollmaterial dazu: So behält man den Überblick über die Anlage und kann turnusmäßige Checkups von Loks und anderen Komponenten einplanen.

Was ist besser? Analog oder Digital?

Ob nun analog oder digital besser ist, kann man nicht pauschal beantworten. Hier definiert jeder selbst, was ihm oder ihr wichtig ist. Digitale Anlagen gäbe es ohne die analogen Vorreiter nicht und jeder Betreiber einer analogen Anlage war (und ist) besonders stolz, wenn der eine oder andere Aspekt besonders nah an die Realität herankommt.

Ich würde sagen, wer möglichst nah am realen Vorbild sein möchte, braucht dazu eine digital gesteuerte Anlage. Das i-Tüpfelchen ist hier sicher die vollautomatische PC-Steuerung. Manuell eingreifen kann man hier auch jederzeit!

Wer ein Faible für einen etwas weniger abstrakten Betrieb hat und sich über viel manuelle Steuerungsmöglichkeiten freut, hat besonders viel von einer analogen Anlage.

2 Gedanken zu „Analog oder Digital?“

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